In einer Saison, die bereits von Aktivität geprägt war, fiel Hurrikan Emily früh auf. Emily wurde zum frühesten atlantischen Hurrikan, der jemals die Stärke der Kategorie 5 erreichte, und traf zweimal auf Land – in der Karibik und an der Golfküste Mexikos. Der Sturm zeigte zudem deutliche Radar- und Satellitenmerkmale wie scharfe Augenwände und intensive Konvektionsausbrüche. Emily war nicht nur mächtig, sondern wurde auch zu einer herausragenden Fallstudie darüber, wie schnell sich Stürme über dem Atlantik entwickeln können.
Entstehung und frühe Entwicklung: 10.–13. Juli 2005
Quelle: NASA Earth Observatory
10. Juli
Eine tropische Welle verlässt die Westküste Afrikas und zeigt verstärkte Konvektion nahe den Kapverdischen Inseln. Die Bedingungen im Main Development Region (MDR) sind günstig: geringe vertikale Windscherung, überdurchschnittliche Meeresoberflächentemperaturen und ein aktiver afrikanischer Ostjet.
11. Juli
Das System organisiert sich rasch und wird vom National Hurricane Center (NHC) als Tropisches Tiefdruckgebiet Fünf klassifiziert, während es sich östlich der Inseln über dem Atlantik befindet.
12. Juli
Die Verstärkung setzt sich fort, da sich Bandstrukturen verbessern. Um 21:00 UTC wird das System zum Tropensturm Emily hochgestuft. Es ist der fünfte benannte Sturm der Saison – eine bemerkenswerte Statistik für Anfang Juli im Atlantik.
13. Juli
Emily intensiviert sich trotz Durchquerung eines trockenen Luftbereichs. Radardaten von Bodenstationen mit großer Reichweite und Mikrowellen-Satellitenbilder zeigen Anzeichen eines sich entwickelnden Kerns. Ein breites zentrales dichtes Wolkenfeld (CDO) beginnt sich zu bilden.
Erste schnelle Intensivierung und Überquerung der Karibik: 14.–16. Juli
Quelle: NASA Earth Observatory
14. Juli
Emily erreicht die Inseln über dem Atlantik und erreicht Hurrikanstatus nahe Grenada. Die anhaltenden Winde werden auf 120 km/h (75 mph) geschätzt. Es ist der früheste atlantische Hurrikan, der jemals östlich der Kleinen Antillen entstanden ist.
15. Juli
Emily intensiviert sich rasch über den warmen Gewässern der östlichen Karibik. Am Abend erreicht sie die Stärke der Kategorie 4 mit Winden von 215 km/h (135 mph). Ein Auge wird sowohl auf Satelliten- als auch auf Radarbildern von den ABC-Inseln deutlich sichtbar.
16. Juli
Emily erreicht ihren Höhepunkt mit Kategorie 5-Intensität, mit maximal anhaltenden Winden von 260 km/h (160 mph) und einem zentralen Luftdruck von 929 mb. Damit ist Emily der früheste Hurrikan der Kategorie 5, der jemals im Atlantik aufgezeichnet wurde. Während des Höhepunkts werden kurzzeitig doppelte Augenwände festgestellt, was auf einen möglichen Austauschzyklus der Augenwand (ERC) hindeutet – ein Prozess, der für die Modulation der Sturmintensität bekannt ist.
Erster Landfall: Halbinsel Yucatán (17.–18. Juli)
Quelle: NASA Earth Observatory
17. Juli
Emily durchläuft strukturelle Schwankungen und schwächt sich vorübergehend aufgrund eines ERC ab. Am späten Abend zeigen Radarbilder von Cozumel und Cancun ein gut definiertes Auge, das sich der Küste von Yucatán nähert.
18. Juli (06:30 UTC)
Landfall nahe San Francisco, Quintana Roo, mit Winden von 215 km/h (135 mph) (Kategorie 4). Emily bringt zerstörerische Winde und Regenfälle nach Cozumel, Cancun und Playa del Carmen. Trotz leichter Abschwächung vor dem Landfall machten Emilys Zuggeschwindigkeit und kleiner Kern das Echtzeit-Radar-Tracking entscheidend für die Ausgabe lokaler Warnungen.
18. Juli (Nachmittag)
Emily zieht über die Halbinsel Yucatán und schwächt sich auf Kategorie 1 ab. Das Gelände mit geringer Reibung verlangsamt, zerstört aber nicht die Kernstruktur des Sturms.
Wiedererstarkung und zweiter Landfall: 19.–20. Juli
Quelle: NASA Earth Observatory
19. Juli
Zurück über dem Golf von Mexiko organisiert sich Emily rasch neu. Der Sturm nutzt außergewöhnlich warme Meeresoberflächentemperaturen und geringe Windscherung, um erneut den Status eines schweren Hurrikans zu erreichen.
20. Juli (00:00 UTC)
Emily verstärkt sich zur Kategorie 3 mit Winden von 205 km/h (125 mph). Die Augenwand wird wieder kreisförmig, bestätigt durch Radar aus Tampico und Brownsville sowie durch Aufklärungsflugzeuge.
20. Juli (12:00 UTC)
Emily trifft zum zweiten Mal auf Land nahe San Fernando, Tamaulipas, südlich der US-mexikanischen Grenze. Starker Regen verursacht weitreichende Sturzfluten im Nordosten Mexikos. Offshore-Ölplattformen melden orkanartige Böen und hohe Wellen. In Brownsville, Texas, werden Windböen von fast 100 km/h (62 mph) und kurzzeitige Stromausfälle verzeichnet.
20.–21. Juli
Emily schwächt sich rasch über den Bergen der Sierra Madre Oriental ab, wird bis zum späten 20. Juli zum Tropensturm herabgestuft und löst sich schließlich am 21. Juli auf.
Nachwirkungen und meteorologisches Vermächtnis
Quelle: Science Photo Library
Emily verursachte geschätzte Schäden in Höhe von 1 Milliarde USD, hauptsächlich in Mexiko und Teilen der südlichen Karibik. Der Sturm war direkt für mindestens 17 Todesfälle verantwortlich. Außerdem wurden folgende Rekorde gebrochen:
- Erster Hurrikan der Kategorie 5, der jemals im Juli aufgezeichnet wurde (laut späterer Nachanalyse später gleichauf mit Hurrikan Allen 1980 für Juli-Intensität).
- Frühester aufgezeichneter fünfter benannter Sturm einer atlantischen Saison (zu diesem Zeitpunkt).
- Einer von nur wenigen atlantischen Hurrikanen, die zwei getrennte Landfälle mit einer Intensität von mindestens Kategorie 3 erreichten.
Für Meteorologen und Sturmjäger bot Emily ein Lehrbuchbeispiel für schnelle Intensivierung, Austauschzyklen der Augenwand und Abschwächung nach Landfall. Die Möglichkeit, diese Übergänge nahezu in Echtzeit durch bodengestütztes Radar und satellitengestützte Radarkomposite zu verfolgen, erwies sich als entscheidend für die Verfeinerung von Warnungen und das Verständnis der Dynamik von Hurrikanen.
Erkenntnisse für Wetterbegeisterte
Die Entwicklung von Hurrikan Emily bietet mehrere wichtige Lektionen für Amateur-Vorhersager und Radarbeobachter, die ihr Verständnis für das Verhalten tropischer Wirbelstürme vertiefen möchten.
Frühe schwere Stürme sind selten, aber möglich
Emily zeigte, dass ein tropischer Sturm bei passenden Umweltbedingungen selbst im Juli die Kategorie 5 erreichen kann.
Austauschzyklen der Augenwand (ERCs) verändern die Intensität, nicht unbedingt die Gefahr
Obwohl Emily sich vor dem Landfall leicht abschwächte, zeigten Radarbilder weiterhin eine organisierte Struktur, was auf ein hohes Schadenspotenzial trotz Intensitätsänderungen hinwies.
Quelle: NASA Earth Observatory
Synergie von Radar und Satellit ist entscheidend
Emilys Entwicklung wurde mit einer Mischung aus Langstreckenradar, Flugzeugaufklärung und Satellitenschätzungen verfolgt. Solch ein Trio bietet den vollständigsten Überblick über die Struktur eines tropischen Wirbelsturms.
Landinteraktion nicht unterschätzen
Selbst kurze Passagen über Land wie die Yucatán-Halbinsel können die Kerndynamik stören. Warme Golfgewässer bieten jedoch schnelle Möglichkeiten zur Wiedererstarkung, wenn der Sturm die Überquerung übersteht.
Fazit
Hurrikan Emily (2005) gilt als Maßstab für das Verständnis des Potenzials früher Hurrikansaisons. Für die Rain Viewer-Community dient er auch als historische Fallstudie für den Wert der radarbasierten Sturmverfolgung. Ob Sie nun Reflektivitätsdaten analysieren, Landfall vorhersagen oder Augenwandstrukturen untersuchen – Emily bietet einen reichen Datensatz für Amateur-Vorhersager und Radar-Fans gleichermaßen.